Aus Anlass des Kafka-Jahres laden wir Sie am 2.12.2024 herzlich zu einem Vortrag unserer geschätzten Kollegin Vivian Liska ein.
„Vorgestern starb im Sanatorium Kierling in Klosterneuburg bei Wien Dr. Franz Kafka, ein deutscher Schriftsteller, der in Prag gelebt hat. Es kannten ihn hier nur wenige, denn er war ein Einsiedler, ein wissender, vom Leben erschreckter Mensch“. Mit diesen Worten beginnt der unmittelbar nach Kafkas Tod am 3. Juni 1924 verfasste Nachruf von Kafkas Freundin und Übersetzerin Milena Jesenská.Sie zeichnet darin in wenigen Zeilen ein bemerkenswertes Porträt jenes Autors, der trotz seiner Idiosynkrasien nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern weltweit zum paradigmatischen Vertreter der literarischen Moderne werden sollte. Diesen Status hat er nicht zuletzt gerade jener von Jesenská angesprochenen Verknüpfung von wissender Hellsicht und existentieller Erschrockenheit, aber auch seiner Schwellenexistenz als „westjüdischster aller Westjuden“ zu verdanken. Eine Zusammenschau ausgewählter Texte aus seiner soeben neuaufgelegten ersten Buchpublikation, Betrachtung (1913), und Verweisungen auf die jüdische Tradition in seinen späteren Schriften verleihen einen Einblick in das Herz seiner Schreibweise, seiner Weltsicht und seines Literaturverständnisses.
Vivian Liska ist Direktorin des Instituts für jüdische Studien und emiritierte Professorin für deutsche Literatur an der Universität Antwerpen. Seit 2013 ist sie Distinguished Visiting Professor an der Hebrew University, Jerusalem. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Deutsche Literatur der Moderne, Literaturtheorie sowie deutsch-jüdische Denker und Autoren. Sie ist unter anderem Herausgeberin der Buchreihe »Perspectives on Jewish Texts and Contexts« (De Gruyter, Berlin), der Zeitschrift »Arcadia« und des »Jahrbuchs der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien«. Sie ist Trägerin des Ehrenkreuzes der Republik Österreich für Wissenschaft und Kunst.Veröffentlichungen u. a.: »Prekäres Erbe: Deutsch-jüdisches Denken und sein Fortleben« (2021); »German-Jewish Thought and its Afterlife: A Tenuous Legacy« (2017); Fremde Gemeinschaft. Deutsch-jüdische Literatur der Moderne« (2011); »When Kafka says We. Uncommon Communities in German-Jewish Literature« (2009); »Giorgio Agambens leerer Messianismus« (2008).
Ort: Universität Antwepen, Stadtcampus Gebäude R, R.013 (Eingang über Lange Winkelstraat oder Rodestraat 14)
Zeit: 19:00 Uhr
Die Lesung ist gratis, wir bitten Sie jedoch, sich über den Knopf unten anzumelden. Vielen Dank.
Die Lesung wird in Kooperation mit dem Institut für Jüdische Studien (IJS) organisiert. Herzlichen Dank.