Kosovarische Korrekturen

Dreißig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und rund zehn Jahre nach der Staatsgründung des Kosovo fragt Marlen Schachinger vor Ort nach: Was verhakte sich in den Köpfen, wie viel Trennendes, wie viele Reminiszenzen an einen Krieg? Was blieb von der Euphorie einer Staatsgründung? Und sie befragt sich auch selbst: Was nimmt jemand wahr, der erstmals diesem Land begegnet? 

Die Neugier bedingt, dass alles in sich aufgesogen wird. Unabdingbar nötig scheint alsbald eine innere Distanzierung, um im Bestreben, detailliert wahrzunehmen, nicht überschwemmt zu werden. Alle Ereignisse, mögen sie amüsant, erhellend oder deprimierend sein, alle Kontakte vor Ort, alle Gespräche und Begegnungen werden unweigerlich vor der Folie dessen gelesen, was jemand mitbringt: In diesem Fall ein Ich mit einer 48-jährigen Lebensgeschichte, aufgewachsen in einer anderen Region – und geprägt von einer mitteleuropäischen Kultur.

Damit stellt sich die Frage nach Wahrheit. Kann von einem Land jemals authentisch erzählt werden? Welche Spuren hinterlassen Ortswechsel in unserem Leben – raus aus dem komfortablen Bekannten, rein in eine gänzlich neue Umgebung, von der wir nichts wissen außer Erinnerungsfetzen aus vergangener Tagespresse?

 

Marlen Schachinger, geboren 1970 in Oberösterreich, lebt und arbeitet als Literatin in Niederösterreich; zahlreiche Literaturpreise. Zuletzt 2019 Seume-Literaturpreis für »Kosovarische Korrekturen«, Welser Stadtschreiberin ; 2018 Writer in Residence im Kosovo; 2016 Würdigungspreis des Landes Niederösterreich sowie das Jubiläumsstipendium der Literar-Mechana. Zuletzt erschienen der literarische Reiseessay »Kosovarische Korrekturen« (Promedia, 2019), die Romane »Requiem« (Septime Verlag, 2018), »Martiniloben« (Roman, Septime Verlag, 2016), »Unzeit« (Erzählungen, Otto Müller Verlag, 2016), »Albors Asche« (Roman, Otto Müller Verlag, 2015), »denn ihre Werke folgen ihnen nach« (Roman, Otto Müller Verlag, 2013), »¡Leben!« (Faction-Roman, Leykam Verlag, 2013) sowie die literarisch-analytische Begegnung »Marlen Schachinger & Betty Paoli. Autorinnen feiern Autorinnen« (Mandelbaum, 2016) und das Fachbuch »Werdegang« (Peter Lang Verlag, 2014). Herausgabe mehrerer Anthologien, zuletzt »Fragmente: Die Zeit danach« (2020) sowie »übergrenzen« (Septime Verlag, 2015). Regisseurin des Dokumentarfilms »Arbeit statt Almosen« (Regie/Schnitt, 2020) zur ›Kulturnation Österreich‹ und zu Lebens- und Arbeitsbedingungen für Literat*innen in Österreich.
Marlen Schachinger publiziert zudem Prosa, Lyrik und Essays in österreichischen wie internationalen Literaturzeitschriften. Künstlerische Leitung des Instituts für Narrative Kunst Niederösterreich, Dozentin ebenda. www.marlen.schachinger.com

Copyright Foto:  © Robert Gampus
 

In Kooperation mit dem Österreichischen Kulturforum Brüssel.

Zeit: 24. November 2020, 19:00 Uhr
Ort: Universiteit Antwerpen | Stadscampus, Rodestraat 14, Hörsaal R.008*, 2000 Antwerpen
*Eine kurzfristige Änderung des Hörsaales kann im Zuge der Covid-19 -Maßnahmen notwendig sein. Bitte kontrollieren Sie diese Webseite nochmals am Veranstaltungstag.
**Die Veranstaltung findet unter Berücksichtigung der derzeitigen öffentlichen und universitären Gesundheitsregeln statt. Bitte tragen Sie eine Mundmaske und halten Sie durchgängig einen ausreichenden Abstand.**

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist  jedoch aus organisatorischen Gründen notwendig: deutschcafe@uantwerpen.be